Kritische Bereiche
- das Wiederdurchleben vergangener Gefühlszustände:
Die Auslöser sind oft unbekannt, für den Partner ist es erst recht problematisch diese oft schwer zu erklärbaren Zusammenhänge zu verstehen und eine Fehlinterpretationen zu vermeiden. Ist der Partner selber Opfer (möglicherweise ohne das es ihm bewusst ist) können diese Auslöser ein gegenseitiges Aufschaukeln bewirken.
- Gesprächsbereitschaft:
In vielen Fällen ziehen sich Traumatisierte zurück, weil sie erneute Verletzungen nicht riskieren wollen. Das führt zur Verhinderung notwendiger Klärungen. Gibt es keine Klärungen grundlegender Anliegen ruiniert das dauerhaft jede Partnerschaft und das ganz sicher.
- Aufladung:
Fühlt sich einer der beiden Partner auf Dauer missachtet, ausgenutzt und wird frustriert, stauen sich diese Gefühle auf. Brechen sie dann eruptionsartig auf, kommt es oft zur kompletten oder teilweisen Zerstörung der Partnerschaft.
- Sexualität:
Das Gebiet der Sexualität ist in intimen Beziehungen aufgrund der Tabuisierung häufig gefährliche Ursache für Auseinandersetzungen oder es schlägt zum Gegenteil um zu der sexuellen Verweigerung (sie gehört zu den schwersten Formen von negativen Verhaltensweisen in einer intimen Partnerschaft). Die Beziehung leidet zunächst stark darunter und schließlich wird sie in den Ruin getrieben und zerstört.
- die Spaltung als Gefahr:
Haben sich in einer bestehenden Partnerbeziehung Blockaden entwickelt oder hat sich Verweigerung manifestiert (beispielsweise auf sexuellem Gebiet), greifen Missbrauchte gerne zur Spaltung, die ein scheinbar leicht verwendbares Mittel darstellt. Ein Beispiel wäre hier einen Partner für die Seele und die finanzielle Absicherung und parallel dazu wechselnde Sexualpartner, was bereits vor dem Bekanntwerden die Partnerschaft zerstören kann. Aber auch davor führt diese Verhaltensweise zu verdeckten, unerkannten Belastungen, die nur nicht wahrgenommen oder zugegeben werden.
Das Gegensteuern
Zwei Ansatzmöglichkeiten gibt es zum Gegensteuern, zum einen beim Partner und zum anderen bei sich selbst.
> Persönliche Ansätze
Der Ansatz bei sich selbst ist der entscheidende. Einen Partner kann man nicht so einfach ändern, außer man trennt sich von ihm. Wenn man es wirklich will, kann man an sich selbst arbeiten.
Es ist nicht hilfreich vorgefertigte Verhaltensweisen zu trainieren oder sich Vorsätze zu stellen. Stattdessen ist es besser das Spektrum seiner persönlichen Verhaltensmuster zu erweitern:
- eine Trauma-Therapie zur Beseitigung der Auslöser beginnen
- die Verhaltensmuster, die in der Kindheit erlernt wurden, überprüfen und lernen von anderen Menschen, die ihre Beziehungen harmonisch gestalten
- die Gefühlswahrnehmung bei sich und anderen sensibilisieren
- eine Therapie zur aktiven Aufarbeitung des Missbrauchs beginnen
- Beseitigung von Blockaden und Barrieren, neue Wege öffnen
- Ausprobieren neuer Verhaltensweisen und Einstellungen
- Belohnung für verdientes und gerechtfertigtes Vertrauen
In vielen Fällen stehen Beziehungsstörungen mit der Selbstachtung und Selbstwahrnehmung und mit der Erkennung des Partners im Zusammenhang. Das Überleben einer Misshandlung oder eines Missbrauchs in der Kindheit war nur möglich in dem man zwangsweise seine Wahrnehmung täuschen musste und/oder bestimmte Faktoten völlig ausgeblendet hat (notwendige Überlebensstrategien). Es kommt auch zu Fehlinterpretationen bei einem harmlosen Verhalten des Partners, man empfindet sie als gefährlich oder fühlt sich unbehaglich. Für eine gleichberechtigte Partnerbeziehung unter Erwachsennen ist das hinderlich.
Kann man den Blickwinkel seines Partners einnehmen, vergrößern sich die Chancen enorm durch Verhandlungen verschiedene Wahrnehmungen und Interessenslagen auszugleichen. Dies hat für beide Geltung.
> Der Partner und seine Ansätze
- lebt man in einer destruktiven Partnerschaft sollte diese aufgelöst werden, eine Ausbesserung ist fast nie möglich
- den Partner kann man nicht ändern, dieser Ansatz ist zwecklos
- wirklich Einfluss nehmen kann man aber auf die Auswahl des Partners - der entscheidende Einfluss-Faktor
Gerade für Opfer, die überlebt haben ist dieser Ratschlag nicht ohne weiteres in die Praxis überführbar. Langandauernde von Abhängigkeit geprägte Beziehungen entwickeln bei den Opfern oft eine suchtartige Abhängigkeit von dem destruktiven Partner, aus welcher kein Ausweg gefunden wird. Besteht keine Partnerschaft erschweren Krisen oder manifestierte Angst vor Sexualität und Nähe die Partnerwahl. Nicht selten gerät man deshalb an den "Falschen".
Andererseits ist ein verständnisvoller Partner in vielen Fällen überfordert (was er oft nicht zugeben kann oder will) durch die speziellen Probleme der Missbrauchsopfer.
Partner- und Familientherapien können als externe Hilfe unterstützend wirken, ein größerer Abstand kann auch hilfreich sein. Das grundlegende Fundament einer glücklichen Partnerschaft ist die eigene Wertschätzung und die des Partners!